Sich Erinnern, Sich Begegnen

Morsleben, 20. Oktober 2017

Wir werden von einem Geografen empfangen, der im Endlager für schwach radioaktive Abfälle arbeitet. Dieser Standort untersteht dem Bund. In Deutschland ist in jedem Bundesland ein einziges Ministerium gleichzeitig für Landwirtschaft, Energie und Umwelt zuständig.

Morsleben ist seit der römischen Zeit ein Ort zur Salzgewinnung. Im 19. Jahrhundert intensivierte sich die Gewinnung durch die Grabung mehrerer Schächte, darunter der Marie-Schacht.

1937 wurde die Anlage als Munitionslager für die Luftwaffe genutzt. Die Stollen dienten zur Lagerung von Rüstungsgütern. Sie wurden von Kriegsgefangenen und Häftlingen aus dem KZ Hamburg-Neuengamme gegraben.

Das gesamte Grubengelände wurde 1944 requiriert. Die Übertageanlagen entsprachen dem Konzentrationslager, und in den unterirdischen Stollen arbeiteten drei- bis fünftausend Häftlinge in der Produktion von Waffen und Bauteilen für die Steuerung der V1- und V2-Raketen.

Nach dem Krieg wurde das Stollensystem für die Geflügelmast und für die Lagerung von radioaktiven Abfällen genutzt. In der DDR gab es zwei Atomkraftwerke, und es bestand ein Abkommen mit der UdSSR für die Entsorgung der Abfälle.

(Autorin: Christine Blet)