Sich Erinnern, Sich Begegnen

Vom 25. bis 27. Januar trafen sich mehr als 60 Schüler und Lehrer aus Sachsen-Anhalt und der Partnerregion Centre Val-de-Loire in Magdeburg und Gardelegen im Rahmen des gemeinsamen Geschichtsprojets „Mémoires croisées, sich erinnern, sich begegnen“. Die Begegnung, die sich als sehr intensiv erwies, ermöglichte die Vorbereitung einer Gedenkfeier für die jüdischen Opfer des Holocaust sowie eine Reflexion über die gemeinsam zu entwickelnden Instrumente, damit solche Verbrechen nie wieder passieren.

Am ersten Tag begab sich die Gruppe auf die Suche nach Spuren des jüdischen Lebens in Magdeburg, wobei die Stolpersteine diese sichtbar machen. Sie lernte auch die Bedeutung der ehemaligen DDR für das Erscheinungsbild der Stadt kennen, die im Zweiten Weltkrieg zu 90% zerstört worden war. Anschließend tauschte sie sich mit Rabbiner Daniel Fabian über die Praxis des Judentums und den heutigen Antisemitismus aus.

Es folgte eine prägende Begegnung mit Anastasia Gulej, einer 1925 geborenen ukrainischen Auschwitz-Überlebenden, die nunmehr in Deutschland lebt, nachdem sie vor den Bombenangriffen flüchtete.

Am nächsten Tag haben die Schülerinnen und Schüler in der Gedenkstätte „Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen“ zusammengearbeitet, sich tiefgründig mit dem Schicksal von Otto und Élise Hampel und die Geschichte der Familie Stein aus Seehausen beschäftigt und überlegt, wie sich beide Geschichten in einem Comic umsetzen ließen. Dabei haben sie auch überlegt, ob und wie fern Comics ein Medium der Erinnerungskultur sein können. Es sei dem Leiter der Gedenkstätte, Herrn Froese, und seinem Mitarbeiter Herrn Busche für ihre Unterstützung bei dem Projekt herzlich gedankt.

Am nächsten Tag, am symbolträchtigen Ort Gardelegen, wo am 13. April 1945 das Massaker an 1016 Gefangenen auf den Todesmärschen verübt wurde, nahm die Schülergruppe an der offiziellen Gedenkfeier zum 27. Januar teil und gestaltete sie mit Beiträgen, in denen die Schülerinnen und Schüler ihre Gedanken, ihre Wut, ihre Hoffnung auf Frieden und ihren Wunsch zum Ausdruck brachten, dass die Geschichte nicht vergessen wird. Sie stellten Kerzen auf die Gräber der Opfer, von denen zwei Drittel nicht identifiziert werden konnten.

 

(Copyright für die Bilder: Cercil, Landeszentrale für politische Bildung und Gedenkstätte „Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen“)

27 Janvier 2022 Journée de la mémoire des génocides et de la prévention des crimes contre l’humanité

Retour en images sur les commémorations du 27 janvier 2022 avec les établissements scolaires du Land de Saxe-Anhalt et de la Région Centre-Val-de-Loire

Die europäische Gedenkkultur und die Kultur des Friedens im Mittelpunkt der Zusammenarbeit zwischen der Region Centre-Val de Loire und Sachsen-Anhalt

Am 27. Januar 2022 werden deutsche und französische Schüler gemeinsam der Opfer des Holocausts gedenken.

Seit 2013 koordiniert das CERCIL-Musée Mémorial des Enfants du Vel d’Hiv seitens Frankreichs das Programm „Mémoires croisées – Sich erinnern, sich begegnen“, das sich an Lehrer und Schüler aus dem Centre-Val de Loire und aus Sachsen-Anhalt richtet. Fokus des Programms sind Überlegungen, wie die Erinnerung an die Shoah weiter tradiert und eine Kultur des Friedens in Europa entwickelt werden kann.

Dieses Projekt entspricht dem Willen, auf regionaler Ebene einen Beitrag zur Aufklärung über die Geschichte, zur Prävention von Völkermord und im weiteren Sinne zur politischen Bildung zu leisten, sowie nachhaltige und solidarische Gefühle in der Jugendgeneration zu implementieren.

Im Jahr 2022 zwingt uns die Pandemielage die Akteure erneut dazu, uns anzupassen und neue Wege zu beschreiten. Für die Feierlichkeiten am 27. Januar wird das ursprünglich in Präsenz geplante Treffen in ein virtuelles, aber nicht minder reichhaltiges Programm umgewandelt:

Um 9 Uhr findet für die involvierten französischen und deutschen Schulklassen ein virtueller Besuch des CERCIL in Anwesenheit von Frau Delphine BENASSY, der für Kultur und internationale Zusammenarbeit zuständigen Vizepräsidentin der Region Centre-Val de Loire und von Frau Stefanie SASAKI-SELLMER, der Referentin für EU- und internationale Angelegenheiten, fächerübergreifende Themen und schulische Migrationsangelegenheiten des Ministeriums für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt statt.

Um 12 Uhr finden offizielle Gedenkstunden in den Gedenkstätten in Orléans, Pithiviers und Beaune La Rolande statt.

Französische Schüler werden zusammen mit den jungen „Botschaftern der Erinnerung“ („ambassadeurs de la mémoire“ im Sinne Simone Veils) die Tiefe und Intensität der „Mémoires croisées“ zugrunde liegenden deutsch-französischen Freundschaft zum Ausdruck bringen.

Der Katalog: Fotografieren gegen das Vergessen

Vier Klassen aus der Region Centre-Val de Loire und drei aus Sachsen-Anhalt arbeiteten mit zwei Fotografen, einer Deutschen aus Halle, Nancy Jahns und dem in Orléans lebenden Franzosen Christian Gattinoni, um Orte der Erinnerung an die Shoah und ihre Folgen zu besuchen. Diese Veranstaltung fand dank der Programme „Aux arts lycéens“ und „Mémoires croisées“ statt,
an denen das Cercil Musée Mémorial des Enfants du Vel d’Hiv beteiligt ist.

In diesem Buch werden die Fotografien von französischen Gymnasiasten an den Orten der Lager Pithiviers und Beaune-la-Rolande und von deutschen Gymnasiasten der Gedenkstätten Isenschnibbe Gardelegen und Marienborn, ehemals an der Grenze zur BRD, zusammengestellt. Die von den beiden Fotografen an den Orten der Lager der Loiret produzierten Bilder runden das Buch ab. 

Photo Contre L’oubli (calameo.com)