Sich Erinnern, Sich Begegnen

Gedenkstätte Bernburg, 24. März 2014

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Die Gedenkstätte Bernburg wurde in einem Flügel der Landes-Heil- und Pflegeanstalt der Stadt Bernburg errichtet. Dieser Ort gehörte zu den sechs Einrichtungen des Euthanasieprogramms namens T4 in Anlehnung an die Adresse der deutschen Koordinierungsstelle in Berlin, Tiergartenstrasse 4. Das Programm wurde durch die Nazis während des zweiten Weltkriegs organisiert und lief vom 21. November 1940 bis zum 30. Juli 1943.

Jedoch schon davor wurden Kranke (Erwachsene und Kinder), die man in diese Anstalt wegen einer körperlichen Behinderung oder einer Geisteskrankheit bzw. -schwäche eingewiesen hatte, ab 1933 von den Ärzten zwangssterilisiert.

Im Sommer und Herbst 1940 kam Viktor Brack, der zur Kanzlei des Führers gehörte, in die Psychiatrieanstalt von Bernburg. Damals war er auf der Suche nach einem neuen Zentrum für die Aktion T4 in der Region Brandenburg. Ein geschlossener Gebäudekomplex, das sogenannte „Sanatorium“, wurde für die Nutzung als Gasmordanstalt geschaffen. Die Opfer waren meistens Erwachsene und Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung. Im Oktober 1940 wurde die 14 m2 große Gaskammer von Arbeitern gebaut. Die Personen, die in dieser Gaskammer ermordet wurden, kamen aus mindestens 33 verschiedenen Psychiatrie- oder Heilzentren. Die meisten Opfer stammten aus Sachsen, Brandenburg und der Region um Braunschweig und wurden aus Altscherbitz, Görden, Jerichow, Königslutter, Neuruppin, Teupitz und Uchtspringe antransportiert. Manche Krankentransporte kamen auch aus Eberswalde, Meseritz, Neustadt/Holstein, Sachsenberg bei Schwerin, Schleswig-Stadtfeld und Treptow.

Die Opfer der Euthanasieanstalt von Bernburg wurden mit Bussen bis zu einer großen Garage aus Holz auf das Gelände der Psychiatrieanstalt transportiert. Von dort aus gingen die Gefangenen über eine lange geschlossene Rampe zum Erdgeschoss des Gebäudes, wo sie sich ausziehen und ihre persönlichen Sachen hinterlassen mussten. Es folgte eine schnelle Untersuchung durch einen Arzt, der später die Todesursache auf dem Totenschein des Opfers vermerkte. Das Pflegepersonal führte die künftigen Opfer dann in Gruppen von 60 bis 75 Personen in die Gaskammer und erklärte ihnen, dass sie dort zu Desinfektionszwecken duschen sollten. Dann wurde drei bis fünf Minuten lang Kohlenmonoxyd eingeleitet, bis die Menge ausreichend war, den Tod der Opfer innerhalb von ca. 20 Minuten herbeizuführen. Die Gaskammer blieb noch etwa eine Stunde lang verschlossen, bevor eine Entlüftungsanlage das tödliche Gas absaugte. Dann wurden die Leichen sofort in dem dafür vorgesehenen Krematorium verbrannt. Um Fragen oder Nachstellungen von Verwandten bezüglich der Todesursache der Patienten zu vermeiden, unterschrieben die Ärzte und Pfleger alle Unterlagen mit einem falschen Namen. Es wird geschätzt, dass etwa 10 000 geistig Kranke und Behinderte in Bernburg ermordet wurden. Bestimmte Quellen sprechen sogar von 14 000 Opfern.

Ab 1941 bis 1943 gehörte Bernburg zu den Einrichtungen, in denen die sogenannte Aktion14f13 zur Tötung von Häftlingen aus Konzentrationslagern durchgeführt wurde. Die Opfer (Juden, Zigeuner, Asoziale) wurden ab Herbst 1941 vergast. Die Aktion erreichte Anfang 1942 ihren Höhepunkt. Im Gegensatz zu den geistig Kranken wurden die Opfer hier von der SS mit dem Zug bis zum Bahnhof in Güsten und dann mit Lastkraftwagen nach Bernburg gebracht. Es wird geschätzt, dass ca. 5000 Frauen und Männer aus den Lagern Buchenwald, Flossenbürg, Gross-Rosen, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen in Bernburg umkamen.