Gedenkstätte Gardelegen, 27. Januar 2013
Die Gedenkstätte Gardelegen (Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen) wurde im Mai 2015 zu Ehren der 1016 Opfer des Konzentrationslagers Gardelegen errichtet, die am 13. April 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges umkamen.
Anfang April 1945 wurden ca. 4000 Häftlinge aus dem Lager Dora-Mittelbau und dessen Außenlager Neuengamme in Sonderfahrzeugen nach Gardelegen transportiert, da die Eisenbahnlinien durch Luftangriffe beschädigt worden waren. Eilig stellte die SS für die Häftlinge eine Wachmannschaft aus Mitgliedern von Hilfstruppen, der Hitlerjugend und der Luftwaffe zusammen. Unter Zeitdruck wegen der bevorstehenden Ankunft der Amerikaner zwangen die deutschen Truppen ca. 1000 Häftlinge, von denen die meisten zu krank und zu schwach waren, um auf einen Todesmarsch zu gehen, die Stadt Gardelegen in Richtung Isenschnibbe zu verlassen. Dort wurden die Häftlinge in eine große Scheune gebracht, die von den Deutschen mit Benzin begossen und dann in Brand gesetzt wurde. Die Mehrheit der Häftlinge verbrannte dort bei lebendigem Leib. Diejenigen, die versuchten zu fliehen, wurden vor Ort durch die Wachen hingerichtet. Die 102. amerikanische Infanteriedivision entdeckte das Massaker ein bis zwei Tage später. Sie traf dort ein, bevor die Deutschen Zeit hatten, alle Leichen zu verbrennen. So fanden sie in der noch brennenden Scheune und in den daneben angelegten Gräben 1016 Leichen. Außerdem gelang es ihnen, Aussagen von mehreren Häftlingen aufzunehmen, denen die Flucht gelungen war. Eine Gruppe amerikanischer Militärfotografen machte am 19. April 1945 Fotos, um das Massaker zu dokumentieren, das dadurch in der Presse veröffentlicht werden konnte. Am 21. April 1945 befahl der örtliche Kommandant der 102. amerikanischen Infanteriedivision einer Gruppe von 200 bis 300 Männern, eine würdige Ruhestätte für die Opfer des Massakers auszuheben. In den darauf folgenden Tagen exhumierten deutsche Zivilisten 586 Leichen aus den Gräben und entdeckten weitere 430 Leichen in der Scheune. Jeder Tote bekam ein eigenes Grab. Am 25. April 1945 fand eine von der amerikanischen Infanteriedivision organisierte Veranstaltung statt, um die Opfer zu ehren und ein Mahnmal zu errichten. Das Mahnmal wurde später zwischen 1952 und 1971 umgestaltet. Auf einer Tafel stand: „Gardelegen, Militärfriedhof. Hier liegen 1016 alliierte Kriegsgefangene, die von ihren Wachen ermordet wurden. Die Einwohner von Gardelegen haben sie begraben und die Verpflichtung übernommen, diese Gräber ebenso frisch zu halten, wie das Gedächtnis an die Unglücklichen in den Herzen aller freiheitsliebenden Menschen bewahrt bleiben wird“.
Weitere Informationen sind in dem Buch von André Sellier, Histoire du camp de Dora, Paris, La Découverte, 2010, und im Zeitzeugnis von Lucien Colonel, der der Hölle von Gardelegen entfliehen konnte (https://asso-buchenwald-dora.com/temoignage-de-lucien-colonel-2/), verfügbar.